Diesmal bitte nahe und unkompliziert
Nach meiner sehr aufregenden, aber auch kräfteraubenden Tibetreise von 2018 war mir klar, dass ich es im Sommer 2019 etwas unkomplizierter angehen möchte.
Diesemal stand keine lange Anreise und Höhen über 5000 m auf der Agenda.
Die schottischen Highlands waren mir bis dato unbekannt, haben mich aber schon lange fasziniert. Neue Bergwelten kennenlernen ist immer sehr aufregend für mich!
Neben den Highlands wollte ich mir aber auch die westlichen Inseln Schottlands ansehen und dort wandern gehen. Am Meer war ich schon lange nicht mehr.
Also habe ich eine Gruppenreise in die schottischen Highlands und auf die Hebriden Inseln gebucht. Die Tour trägt den stimmigen Namen „Highlands & Islands„, sehr passend!
Tipps und Erfahrungen zum Wandern in Schottland habe ich hier zusammengefasst.
Ende Juli 2019 machte ich mich auf den Weg nach Glasgow, wo meine Outdoorreise 2019 beginnt.
Reise zur Isle auf Mull
In einem Vorort von Glasgow lerne ich meine überschaubare Reisegruppe und unseren Guide Gordon, einen liebenswerten und immer gut gelaunten Schotten kennen. Er ist einfach der Beste und hat sich während der ganzen Reise sehr um uns bemüht.
Mit den drei Damen aus der Schweiz und einer Dame aus Deutschland verstehe ich mich sofort und wir sind während der ganzen Reise ein tolles Team! Nach einem ersten gemeinsamen Dinner brechen wir früh am nächsten Tag Richtung Nordwesten auf.
Unser Ziel ist die Isle of Mull, einer der Inneren Hebriden Inseln an der Westküste von Schottland, die wir heute mit der Fähre vom Hafenort Oban erreichen wollen. Sie ist bei ausländischen Touristen weitaus weniger bekannt als die Isle of Skye, deshalb auch weniger überlaufen.
Bereits nach gut einer Stunde in den Highlands machen wir im Norden von Glasgow am ersten schottischen Loch statt. Loch Lomond ist ein riesiger See, der durch die Nähe zu Glasgow touristisch gut erschlossen ist. Ein paar Schotten sind bereits früh am Morgen mit Neoprenanzügen schwimmen.
Morgensport am Loch Lomond
Über den See gibt es einen wunderschönen traditionellen Song mit dem Namen „The Bonnie Banks of Loch Lomond„, der in ganz Schottland bekannt ist und von zahlreichen Künstlern interpretiert wurde.
Schon recht bald zieht mich die mystische Stimmung der Highlands in ihren Bann. Der bewölkte Himmel, das dunkle Wasser der Lochs und die zahlreichen Grüntöne der Landschaft sind etwas ganz eigens hier.
Die Stimmung ist schwer zu beschreiben, wenn man dort ist spürt man sie einfach!
Inveraray und Oban
Nach ein paar Stunden Fahrzeit machen wir in Inveraray halt, um einen Blick auf das bekannte Inveraray Castle zu werfen und uns in der kleinen Ortschaft ein wenig zu stärken.
Sehenswürdigkeiten in Inveraray
Am Pier am hiesigen Loch Fyne steht ein altes Schiff und in dem kleinen Dorf gibt es ein paar Läden zum Shoppen. Ein stimmiges Örtchen für eine kurze Rast.
Viel Zeit bleibt jedoch nicht, denn zu Mittag geht die Fähre von Oban auf die Isle of Mull. Der Hafenort an der schottischen Westküste liegt noch gut 90 Minuten entfernt von Inveraray.
Wir erreichen Oban pünktlich und haben noch etwas Zeit für frisches Seafood am Hafen von Oban.
Frisches Seafood in Oban
Schade eigentlich, dass wir hier nicht ein weniger länger verweilen, denn hier ist einiges los! Oban hat den Reiz einer lebhaft schottischen Hafenstadt und ist das Tor zu den Inseln der Hebriden.
Oban – Lebhaftes Hafenstädchen an der schottischen Westküste
Während der Überfahrt setzt Regen ein. Typisch schottisches Wetter begleitet uns zur die Isle of Mull, die wir nach 45 min erreichen.
Wandern auf der Isle of Mull
Wir beziehen unser Hotel für die nächsten zwei Tage, von dem wir einen tollen Blick auf den Hafen von Craignure haben, wo wir mit der Fähre auf Mull angelegt haben.
Wir sind jetzt schon seit der Früh unterwegs. Nun ist es endlich Zeit für unsere erste Wanderung auf der Isle of Mull. Entlang der Küste Richtung Norden passieren wir drei verwahrloste Schiffe, ein tolles Motiv zum Fotografieren.
Verwahrloste Schiffe – Tolles Fotomotiv bei Salen auf der Isle of Mull
Von der Ostküste von Mull wollen wir nun in einer saftigen Wiesenlandschaft einen Hügel überqueren und in ca. 3 Stunden zur Westküste der Inseln wandern.
Zunächst durchstreifen wir einen Wald. Als Schottland-Neuling bin ich begeistert, wie saftig grün die Landschaft hier ist.
Hier treffen wir auf einen Bauernhof und Schafe und Hühner laufen uns über den Weg, ehe wir einen Grashügel erreichen, auf dem wir einen tollen Blick auf die Isle of Mull haben.
Wandern auf der Isle of Mull
Die nächsten drei Tage werden wir auf dieser Insel verbringen, Ausflüge auf die Nachbarinseln Iona und Staffa machen und den höchsten Berg von Mull, den Ben More besteigen.
Unsere Wanderung endet im strömenden Regen. Nach einem gemeinsamen Dinner im Hotel gehen wir ins Bett, denn schon früh am nächsten Tage erwartet uns ein weiterer Ausflug.
Die Insel Iona
Für Frühstück ist heute keine Zeit! Wir haben ein nur ein Lunch-Paket dabei, denn wir müssen früh am Morgen die erste Fähre in Fionnphort im Südwesten der Insel erreichen. Unser heutiges Ziel ist die Nachbarinsel Iona und das bekannte Iona Abbey.
Fähre von Fionnphort nach Iona
Es ist nur eine kurze Überfahrt, aber heute haben wir es etwas eilig, denn wir wollen eine Messe im Iona Abbey besuchen. Das bekannte Kloster wurde im 6. Jahrhundert gegründet. Von der kleinen Insel Iona wurde das Christentum in Schottland und Nordengland verbreitet.
Iona Abbey – Die Wiege des Christentums in Schottland und ein Highlight der Reise
Iona Abbey ist ein wichtiges geistliches Zentrum in Schottland. Wir kommen gerade rechtzeitig zur kurzen Messe. Das Kloster auf der grünen Insel ist wirklich einmalig und ein absolutes Highlight der Reise.
Im Iona Abbey
Im Inneren darf man übrigens fotografieren, ich habe extra nachgefragt!
Aber die Insel Iona hat noch mehr zu bieten. Wir wandern in den Norden der kleinen Inseln und besuchen die malerischen Sandstrände. Nun haben wir endlich ein wenig Zeit für ein Frühstück.
Sandstrände von Iona
Puffins auf Staffa
Da das Wetter heute gut ist, können wir mit einem flinken Boot einen Ausflug zur nahegelegenen Insel Staffa machen.
Ein absolut lohnender Trip. Die Insel besteht aus Gesteinssäulen, die sich aus Lava gebildet haben. So ist auch die imposante Fingal’s Cave entstanden, die wir bei der Ankunft in Staffa vom Boot aus betrachten können.
Fingal’s Cave auf der Insel Staffa
Wir haben eine gute Stunde Zeit auf der Insel, um den bekanntesten Bewohner von Staffa einen Besuch abzustatten, den Puffins. Die Papageintaucher haben sich hier niedergelassen und lassen sich von den Touristen nicht stören. Man kann Ihnen problemlos ganz nahe kommen.
Bekannte Bewohner von Staffa – Puffins, die Papageientaucher
Sie verschwinden gelegentlich in ihren Höhlen im Boden oder fliegen etwas unbeholfen durch die Luft. Puffins sein einfach absolut coole Tiere!
Staffa – Durch die Lavaformationen landschaftlich beeindruckend
Staffa ist auch durch die Lavalandschaft landschaftlich sehr attraktiv, also muss ich als Outdoorfotograf natürlich zahlreiche Fotos schießen. Die Stunde vergeht leider viel zu schnell auf dieser wunderschönen Insel.
Staffa war ein absolut lohnenswerter Ausflug!
Wir haben am zweiten Tag auf den Hebriden Inseln viel erlebt und kehren nach unzähligen Stunden zur Isle of Mull zurück. Heute sind wir müde und lassen uns das Abendessen in einem lokalen Pub schmecken!
Ben More – Auf den höchsten Berg der Isle of Mull
Kein Tag auf der Isle of Mull vergeht ohne ein weiteres Highlight der Wanderreise.
Heute steht die Besteigung des höchsten Berges der Insel auf dem Programm. Mit stattlichen 996 m ist der Ben More ein Munro.
Munros sind Berge in Schottland über 3000 ft (also über 914 m), die eine gewisse Eigenständigkeit aufweisen. Es gibt in Schottland übrigens 282 Munros!
Wir lassen uns Zeit, denn zunächst regnet es ein wenig. Es ist aber später schönes Wetter angesagt und mit ein wenig Glück verschwindet der Berg im Laufe des Tages aus der Nebelschicht.
Gegen 9:00 vormittags, bereits am Weg zum Fuße des Ben More, klart es auf und wir können einen fantastischen Regenbogen sehen!
Regenbogen am Weg zum Ben More
Obwohl ich in den Alpen weitaus höher Berge gewohnt bin, liegt die Basis der schottischen Berge nahe dem Meeresspiegel. Somit haben wir heute gut 900 Höhenmeter zurückzulegen.
Außerdem haben wir eine über 80 Jahre alte Teilnehmerin mit dabei, also gehen wir die Tour auf den Ben More recht gemütlich an.
Der Berg liegt im Zentrum von Mull und wir steigen entlang der Nordseite auf angenehm ansteigenden Wiesenhängen langsam bergauf. Der Gipfel schaut immer wieder aus dem Nebel heraus. Der Boden ist noch nass vom Regen.
Wasserdichte Schuhe sind hier wirklich Pflicht, sonst bekommt man nasse Socken!
Aufstieg zum Ben More
Die Aussicht auf die Insel wird auf halben Wege zum Gipfel immer besser. Wir bekommen heute tatsächlich Sonnensein ab.
Nach einer Verschnaufpause Richtung breiten Gipfelgrat wird es nun etwas steiniger, aber die Wanderung ist ganz einfach und gar nicht ausgesetzt.
Aussicht auf die Isle of Mull
Am Grat angekommen, verschwindet der Gipfel wieder im Nebel. Eine sehr stimmige Atmosphäre hier auf gut 900 m Höhe! Nach gut drei Stunden steht die gesamte Wandergruppe zusammen am Gipfel des Ben More.
Mein erster Gipfel in Schottland und dann gleich ein Munro!
Glücklich zusammen am Ben More auf 996 m
Nach einer ausgiebigen Gipfelrast inklusive Gruppenfoto steigen wir wieder bergab! Ein toller Tag liegt hinter uns.
Bye bye Isle of Mull
Den Abend verbringen wir in der Hafenstadt Tobermory im Norden der Insel. Von hier aus brechen wir früh am nächsten Tag auf, um mit der Fähre wieder das Festland von Schottland zu erreichen und in den Nordwesten aufzubrechen, wo neue Abenteuer auf uns waren.
Die ersten vier Tage hier auf der Isle of Mull waren sehr aufregend und wir haben in kurzer Zeit so viel erlebt!
Zeit ein bisschen in sich zu gehen und zu verschnaufen.
Abschied von der Isle of Mull in Tobermory
Die Hebriden Insel waren ein wirklich großartiges Urlaubsziel abseits vom Massentourimus. Ich kann euch echt empfehlen, die Isle of Mull mit ihren Nachbarinseln Iona und Staffa zu besuchen und die eine oder andere Wanderung zu machen.
Ich freue mich, wenn ihr den zweiten Teil meiner Schottlandreise weiterverfolgt.