Meine erste Leica M
Der Kauf einer Leica M sollte gut überlegt sein, denn selbst die Anschaffung einer gebrauchte M ist eine durchaus kostspielige Angelegenheit.
Ich gebe gerne Geld für hochwertiges Kameraequipment aus, aber als Hobbyfotograf habe ich natürlich auch ein finanzielles Limit. Eine gebrauchte M sollte es von Anfang an werden, denn ich hatte natürlich nie daran gedacht, mir eine neue Leica M zu kaufen.
Und so fiel meine Wahl auf eine gebrauchte, aber gut erhaltene schwarze Leica M Typ 240, oder kurz Leica M 240.
Im Jahre 2021 stellt die Leica M Typ 240 die „vorletzte M“ dar, wenn man mal alle Sondermodelle und Abkömmlinge beiseite lässt.
Für viele ist sie die erste wirklich perfekte digitale M und ist daher nach wie vor sehr beliebt.
Die Kamera konnte man von 2013 bis 2020 neu erwerben. Ich habe 2021 genau 3000 Euro für sie bezahlt.
Ein stolzer Preis für eine gebrauchte Kamera, aber Leica-typisch sind auch die Gebrauchtpreise natürlich sehr gehoben.
Glücklich mit meiner Leica M
Nun habe ich Ende 2021 fast ein Jahr mit ihr fotografiert und bin glücklich im Leica M-Universum angekommen.
Ein guter Zeitpunkt also meinen Leica M 240 Test niederzuschreiben.
Mehr Infos zum Thema Leica M findet ihr hier auf meiner Webseite.
Leica 240 Test – Als Reportage-Kamera nutzen
Ich möchte in meinem Leica M 240 Test die Kamera im Wesentlichen auf das Anwendungsfeld der Reportage-Fotografie beschränken und meine Erfahrungen in diesem Genre schildern.
Ich nehme die Kamera zwar auch für meine Bergfotografie immer wieder mit in die Alpen, aber eigentlich macht die Leica M erst ab 28 mm so richtig Spaß. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass im Messsucher keine Ausschnitte unter 28 mm angezeigt werden.
Für meine Bergaufnahmen, so wie das Foto hier, schieße ich am liebsten mit 18 mm. Mit meinem Zeiss Distagon 4/18 mm ZM macht die M tolle Fotos, aber die Handhabung finde ich trotzdem etwas gewöhnungsbedürftig und umständlich.
Bergfotografie – Leica M 240 und Zeiss Distagon 4/18 mm ZM
Um den kompletten 18 mm-Ausschnitt zu sehen, benötige ich entweder einen optionalen Aufstecksucher (den ich auch tatsächlich besitze), oder muss den Bildschirm verwenden.
Der Aufstecksucher verändert natürlich die Art und Weise, wie man eine Messsucherkamera verwendet und meistens vergesse ich ihn, wenn ich in die Berge fahre. So ganz bin ich mit diesem Zubehör noch nicht warm geworden, aber ich muss dem Aufstecksucher wohl einfach noch eine Chance geben und ihn einmal in Ruhe testen.
Aber darum soll es hier jetzt nicht gehen!
Das Arbeiten mit dem Monitor ist im direkten Sonnenlicht in den Bergen ebenso etwas umständlich und erschwert meine Bergfotografie.
Aber als Kamera für die Straßenfotografie, während Städtetrips und bei Ausflügen in die Natur glänzt die M 240, vor allem dann, wenn man sich auf den Minimalismus der Leica M voll und ganz einlässt.
Äußerlichkeiten
Die M 240 besitzt die typische minimalistische Form eines Leica M-Gehäuses und ist sehr hochwertig aus Magnesium und Leder gefertigt.
Die wetterfeste Kamera ist wuchtig und breiter als andere M-Kameras und mit 680 g auch deutlich schwerer als ihre beiden Vorgänger (M9 und M8) und ihre Nachfolger-Kamera (M10).
Man hat bei der M 240 definitiv etwas Robustes in der Hand. Durch die Lederverarbeitung fühlt sich die Kamera griffig an, auch wenn es natürlich ergonomischere Arbeitsgeräte zum Fotografieren gibt.
Aber auf die Bauform einer klassischen M lässt man sich natürlich ein, wenn man sich für diese historische Karmeraserie entscheidet.
Das Wichtigste aber ist, sie ist kompakt und wetterfest, daher nehme ich sie eigentlich überall mit.
Wahlräder und Knöpfe am Gehäuse
An der Oberseite
- Einstellrad für die Belichtungszeit
- Auslöser
- Einschalthebel zum Umschalten in den Einzelbild-, Mehrfachbild- und Selbstauslöser-Modus
- Movie-Taste
Oberseite
An der Rückseite
- Knöpfe für das Menü und verschiedensten Kamerafunktionen (Live-View, Bildkontrolle, Löschen, ISO und Benutzerprofil)
- Info-Button
- Wahlrad zum Navigieren
- Einstellrad für die Belichtungskorrektur
Rückseite
An der Vorderseite
- Knopf zum Entriegeln des Objektives
- Taste für die digitale Vergrößerung des Bildschirmbildes
Vorderseite
Bedienung der Leica M 240
Durch die auf die grundlegenden Fotofunktionen beschränkte Ausstattung und das abgespeckte Menü, ist die Bedienung der Leica M einfach und intuitiv.
Die Handhabung läuft nach einer kurzen Eingewöhnungszeit angenehm und entschleunigt, weil die M eben ganz ohne Überladung von Technikfunktionen auskommt, was ich als sehr angenehm zum Fotografieren empfinde.
Natürlich muss man sich an das Scharfstellen mit dem Messsucher gewöhnen und alles läuft langsamer, aber das Gefühl beim Fotografieren ist definitiv etwas Besonderes!
Die Blende wird direkt am Objektiv eingestellt, die Belichtungszeit am großen Wahlrad an der Kamera, wo ihr auch die Belichtungsautomatik wählen könnt. Fokussiert wird mit dem Fokusring am Objektiv in Kombination mit dem Auge am Messsucher.
Für Brennweiten von 28 mm, 35 mm, 50 mm, 75 mm, 90 mm und 135 mm gibt es im Sucher Leuchtrahmen.
Die wichtigsten Funktionen sind im Set-Menü schnell erreichbar.
Die ISO lässt sich durch einen eigenen Menüpunkt schnell verstellen. Das Umschalten in den Live-View und die Bildkontrolle lassen sich ebenso schnell und unkompliziert abrufen.
Für die Belichtungskorrektur würde ich empfehlen, dass man das Wahlrad rechts oben auf der Rückseite direkt ansteuert, sonst muss man den vorderen Knopf (für die Vergrößerung des Bildschirmbildes) zusätzlich gedrückt halten, was ich als sehr umständlich empfinde.
Die entsprechende Einstellung findet ihr im folgenden Abschnitt im Set-Menü. Hier muss die direkte Einstellung eingeschaltet werden.
Menüpunkt zur direkten Anwahl der Belichtungskorrektur
Den Videobutton kann man getrost ignorieren, denn mit einer M fotografiert man, aber filmt damit nicht, dazu gibt es bessere Arbeitsgeräte.
Leica M 240 Bildqualität, Dynamikumfang und ISO-Verhalten
Bildqualität
Vorweg, für mich macht es nicht sehr viel Sinn, die Bildqualität einer Kamera alleine zu testen, denn bei dem Test muss natürlich immer auch das verwendete Objektiv berücksichtigt werden.
Die Bildqualität ist natürlich hervorragend, ganz besonders bei der Nutzung hochqualitativer Leica-Linsen. Aber auch bei der Nutzung von Objektiven von Fremdherstellern glänzt die Leica M 240.
Ich möchte hier für weitere Infos auf meine Beiträge zum Voigtländer Nokton 35 mm 1.2 III und zum Zeiss Distagon 4/18 mm ZM verweisen, die ich beide selbst nutze.
Die Bilder bekommen durch ihre sehr feine und edle Zeichnung einen besonderen Look, den ich bei anderen Herstellern so nicht bemerkt habe.
Er wirkt einfach feiner und weniger klinisch als bei aktuellen Kameras.
Ebenso finde ich die Zeichnung der Leica M bei der Umwandlung in Schwarz-Weiß in Lightroom ausgesprochen stimmig.
Leica M 240 Test – Schwarz/Weiß Bilder nach Umwandlung in Lightroom
Dynamikumfang
Den Dynamikumfang darf man natürlich nicht mit einer aktuellen Kamera vergleichen, aber die Leica M 240 hat ja mittlerweile auch schon 10 Jahre auf dem Buckel.
Für mich ist er ausreichend und meine RAWs zeigen schöne Abstufungen der Tonwerte und vertragen meine meist nur dezente Bildbearbeitung problemlos, ohne dass zu starkes Rauschen entsteht.
Gerade in meiner Street Photography verändere ich nur dezent Kontraste und Tonwerte in Lightroom und wandle meine RAWs in Schwarz-Weiß um, mehr mache ich eigentlich nicht.
Die Leica M ist als Reportage-Werkzeug für mich generell keine Kamera, mit der man in der Nachbearbeitung zu stark veränderte Bilder erschaffen möchten, denn so würde der spezifische Leica-Look verloren gehen.
ISO-Verhalten
Auch das Rauschverhalten finde ich bis ISO 1600 wirklich sehr gut. Es wirkt stimmig und gibt den Fotos einen schönen Charakter.
Leica M 240 Test bei ISO 1600
100 % – Ausschnitt der Bildmitte
Über ISO 1600 wird das Rauschen augenfällig bemerkbar und bei ISO 3600 ist es in hellen und dunklen Bereichen ohne Zeichnung sehr deutlich vorhanden.
Auch ein Banding kann je nach Aufnahmesituation bei ISO 3600 entstehen, wie euch das folgende Bild (rechter oberer Bildrand) zeigt.
Leica M 240 Test bei High ISO (ISO 3200)
100 % – Ausschnitt des rechten Bildrandes
Persönlich nutze ich die M 240 ganz bewusst bis ISO 3600.
Den Qualitätsverlust bei hohen ISO-Werten nehme ich in Kauf, denn meine Straßenfotos dürfen durchaus auch ein wenig „dreckig“ durch das Rauschen wirken.
Die Push ISO 4000-Funktion verwende ich dann allerdings nicht mehr, bei ISO 3600 ist bei mir Schluss!
Was mir weniger gefällt
Eine Leica M ist keine Kamera wie jede andere. Im Wesentlichen arbeitet man hier mit einer Kamera mit einer feinen alten Technik, die zwar moderne Features besitzt, aber doch einige Limitationen hat.
Das ist auch gut so, denn hier liegt auch der Reiz an dieser besonderen Kameraserie.
Trotzdem gibt es ein paar Eigenheiten, die mich stören:
Die Belichtungsmessung und der automatische Weißabgleich sind prinzipiell in Ordnung, jedoch liegen beide Parameter gelegentlich daneben.
Hier ein Beispiel für eine nicht ganz korrekte Darstellung des Weißabgleiches, die sich natürlich einfach korrigieren lässt, sofern man in RAW fotografiert.
Schöne Stimmung, aber der Weißabgleich ist hier zu warm
Der korrekte Weißabgleich müsste so aussehen
Bei der Belichtungsmessung kommt es gelegentlich ebenso zu Problemen und man erhält etwas unterbelichtete Fotos.
Auch ganz typisch an der Leica M ist, dass die meisten Objektive das Sucherbild überlappen und je nach Größe das Bild im Sucher stören.
Daran muss man sich bei dieser Kameraserie leider gewöhnen und ist also nichts, was die M 240 alleine betrifft.
Bei Verwendung kleiner Objektive gibt es aber nur eine minimale bis gar keine Überlappung. Deshalb schraube ich gerne die kleinen Leica Summarite vor meine Leica M 240.
Summarite sind etwas lichtschwächer, aber optisch trotzdem sehr gut und stören den Bildaufbau im Messsucher nur unwesentlich. Leider hat Leica die Produktion dieser Linsen eingestellt.
Beim 35 mm-Summarit gibt es faktisch keine Überlappung, wenn man ohne Gegenlichtblende arbeitet, wie euch das folgende Foto zeigt.
Leica M 240 mit dem kleinen Summarit-M 35 mm
Bei Teleobjektiven lässt sich die Überlappung allerdings auch mit den Summariten nicht vermeiden, da Tele-Linsen natürlich größer sind.
Was mich zusätzlich stört ist, dass der Bildspeicher bei Serienaufnahmen sehr schnell voll wird. Wenn die Kamera die Daten auf die SD-Karte schreibt, kommt es immer wieder vor, dass sie einfriert und die Bilder im Puffer verloren gehen. Dann muss man den Akku herausnehmen!
Um dies zu vermeiden, sollte man die Firmware seiner Kamera immer auf dem neuersten Stand halten, denn damit konnte ich dieses Problem lösen.
Gibt es einen Leica-Look bei Verwendung einer Leica M?
Ob das Fotografieren mit einer Leica M einen ganz bestimmten Look erzeugt, ist sicher eine spannende Frage, gerade dann, wenn man sich überlegt, in das Leica M-System einzusteigen.
Wie auch schon etwas weiter oben erwähnt, finde ich, dass die Bilder aus der Leica M 240 einen sehr feinen, edlen Look haben, der sich von anderen Kameras abhebt. Gerade bei Schwarz-Weiß Ausarbeitungen der RAWs sticht die feine Zeichnung heraus.
Außerdem wirken die Farben und die Darstellung der Tonwerte bei der Verwendung einer Leica M zusammen mit Linsen aus dem Hause Leica sehr natürlich. Die Bilder zeigen edle, neutrale Farben ohne übertriebener Sättigung und Kontraste.
Das folgende Bild ist ein typisches (unbearbeitetes) Bild aus der Leica M 240 mit sehr schönen Farben und dezenten Kontrasten, das mit einem Leica Summarit 90 mm, also einer nativen Leica M-Linse, entstanden ist.
Typischer Leica Look – Neutrale Farben und moderate Kontraste
Ebenso ist die Darstellung von Hauttönen schmeichelhaft für Porträts und zeigt eine stimmige Balance aus Orange- und Rot-Tönen.
Darstellung der Hauttöne aus der Leica M 240
Zusammenfassend finde ich schon, dass es einen Leica M-Look gibt, allerdings fällt er wahrscheinlich etwas subtiler aus, als man sich vielleicht denken würde.
Wofür nutze ich meine Leica M 240?
Ich verwende meine Leica M 240 vor allem in jenen Bereichen, bei denen sich Brennweiten von 28 – 90 mm gut einsetzen lassen.
Das liegt einerseits daran, dass ich – wie bereits weiter oben erwähnt – das Handling der Kamera unter 28 mm etwas umständlich finde.
Andererseits kommen Brennweiten über 90 mm bei mir an der Leica M nicht zur Anwendung, da meine Fotografie eher weniger Tele-lastig ist, obwohl ich mein Leica 90 mm-Summarit sehr zu schätzen weiß und immer mehr damit fotografiere.
Mein Hauptanwendungsgebiet ist definitiv der Straßenfotografie. Meinen Einstieg in die Street Photography habe ich ja bereits im Detail hier auf meiner Seite geschildert.
Hier schieße ich vorwiegend mit meinen Summarit-Linsen (35 mm und 90 mm). In diesem Genre ist die Leica M240 ein sehr bewährtes, aber auch anspruchsvolles Werkzeug.
Meine Street-Fotos könnt ihr euch bei Interesse gerne auf meinem Instagram-Profil ansehen.
Ebenso ist meine M 240 immer dabei, wenn ich Städtetrips und kleinere Ausflüge mache. Durch ihre kompakte Größe habe ich sie immer gerne mit dabei, ohne dass sie mir zu schwer wird, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin.
In Venedig ist so eine Available Light-Bilderserie entstanden, dazu gibt es ja schon einen eigenen Beitrag hier auf meiner Webseite.
Hier zeige ich euch aber noch ein paar Fotos, die ich untertags in Venedig mit meiner Leica M 240 geschossen habe.
Mit der Leica M 240 in Venedig
Auch auf meinem Städtetrip nach Budapest war die Leica M 240 mit dabei und war eine wirklich großartiges Werkzeug, um die Sehenswürdigkeiten in Ungarns Hauptstadt zu dokumentieren.
Städtetrip nach Budapest mit der Leica M 240
Ich verwende die Kamera auch sehr gerne für dokumentarische Fotoserien, wenn ich ähnlich wie bei der Straßenfotografie mit einer 35 mm-Reportage-Brennweite schieße.
Die folgenden Beispiele entstanden während der Abbildung von Gärtner-Arbeiten und der Darstellung eines Bauernhofes, einer Serie, die ich für einen Freund geschossen habe.
Dokumentation der Leica M 240 und 35 mm
Fazit – Mein Leica M 240 Test
Meine Fotografie hat sich durch den Kauf der Leica M 240, beziehungsweise generell durch den Einstieg in das Leica M-System verändert.
Seitdem ich mit meiner Leica M 240 fotografiere habe ich das Gefühl, dass das Fotografieren für mich wieder eine Art Handwerk geworden ist und weniger von der Technik dominiert wird, sondern durch eine präzise Handhabung der Kamera und das eigene fotografische Können.
Die Leica M 240 ist für mich die ideale Leica M für den Einstieg ins M-System.
Sie ist trotz des gehobenen Gebrauchtpreises noch halbwegs leistbar und stellt trotz ihres doch schon fortgeschrittenen Alters eine vollwertige digitale Vollformatkamera dar und keine Übergangskamera aus analogen Zeiten, wie ihre Vorgängermodelle.
Technisch ist sie heute natürlich überholt, aber man sieht es ihr nicht an. Die Fotos aus der Leica M 240 zeigen eine schöne und feine Zeichnung und die RAWs sind ideales Ausgangsmaterial für die Schwarz-Weiß Fotografie.
Glücklich mit der Leica M 240
Bei der Nutzung von Leica-Linsen ergibt sich ein Kamerasystem, dass durch seine Limitation nicht nur unglaublich Spaß beim Fotografieren macht, sondern einen sehr neutralen und stimmigen Look kreiert, der subtil, aber einzigartig ist.
Idealerweise verwendet man die Leica für genau das, wofür sie ursprünglich gemacht wurde, nämlich für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche der Reportage- oder Dokumentationsfotografie.
Persönlich bin ich sehr glücklich, dass ich sie besitze und werde sie noch viele Jahre für meine Street Photography, aber auch für andere dokumentarische Projekte nutzen.